–-»Du hast die Kinder der Stadt gefickt«

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Ein CDU-Politiker bezahlt einen 13-jährigen Jungen für Sex. Das ist ein halbes Jahrhundert her, jetzt bringt der SPIEGEL sie zusammen:

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Michael Bera wuchs in schwiergen Verhältnissen auf. Seine Mutter verfiel früh dem Alkohol. Mit elf Jahren kam er ins Heim. Dort wurde er das erste Mal von einem älteren Jungen vergewaltigt.

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Mit zwölf Jahren begann Michaels Zeit als Stricherjunge am Hamburger Hauptbahnhof. Als er 13 war, begegnete er zum ersten Mal dem CDU-Politiker Klaus, der in Wahrheit anders heißt. Mehrfach bezahlte er den Jungen für Sex.

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Klaus: Ich habe dich aber nicht als Opfer gesehen. Den Eindruck hast du nicht gemacht. Ich denke, wir waren auf Augenhöhe.



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Michael: Ich wollte das nicht. Ich war mit mehr als tausend Männern zusammen. Für mich war das die Currywurst-Pommes, damit ich was zu essen hatte.


Dass er sich mit jedem Freier etwas mehr verlor, merkte er damals nicht.

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Für 50 Mark nahm Bera die Freier damals mit ins Gebüsch oder in Treppenhäuser – manchmal zahlten sie auch eine Nacht in einer Pension.

»Ich dachte, ich habe es nicht anders verdient, als ein mieser kleiner Stricher zu sein. Ich bin böse, ich bin verdorben, ich dachte, ein Heimkind landet am Bahnhof auf dem Strich, das ist eben so«,

erinnert sich Bera.

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»Für Jungs wie mich, die halbtot waren, hat sich keiner mehr interessiert. Ich war ein Zombie, ekelte mich vor mir selbst und habe versucht, mich totzutrinken.«

Bera wurde älter, Drogen und Alkohol zeichneten seinen Körper. 

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Michael: Meine Seele ist vergewaltigt worden, das war Missbrauch. Durch mich, durch dich, durch die Szene.

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Klaus: Ich habe es damals nicht so empfunden, aber heute würde ich sagen: Natürlich war das Missbrauch. Ich dachte aber nicht, dass du erst 13 oder 14 bist, und wenn einer auf mich zukommt und lässt sich anmachen, dann war es mir egal.

Mit 16 endete Beras Stricherkarriere. Danach folgten Drogen, Alkohol, eine Freundin, die sich den goldenen Schuss setzte. Ein Schock.

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Dann beschließt Bera, sein Leben umzukrempeln.

Später holte Bera seinen Hauptschulabschluss nach und begann eine Lehre. Er lernte seine Frau kennen.

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In der Republik steht eine öffentliche Aufarbeitung noch aus. Polizei und Jugendamt sahen damals weg – bis heute ist wenig passiert. Viele Täter kamen davon. So wie Klaus.

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Warum Michael seinem Peiniger begegnen wollte – und wie heute beide mit der Vergangenheit umgehen.

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Opfer von sexuellem Missbrauch finden Unterstützung sowie eine Übersicht über Beratungsstellen in der eigenen Region unter www.hilfeportal-missbrauch.de .

Wo Betroffene Hilfe finden:

Menschen mit sexuellem Interesse an Kindern können sich an www.kein-taeter-werden.de wenden.